Erwerbslose sind von der Wohnungsnot besonders betroffen. Zum einen verfügen sie ohnehin schon nur über wenig Geld, zum anderen sind in Gießen kaum Wohnungen zu finden, die unter dem Satz liegen, den das JobCenter für Miete, Heiz- und Nebenkosten als angemessen erachtet und übernimmt. Hinzu kommen Diskriminierungen. Viele Vermieter nehmen lieber Studierende und Rentner als Arbeitslose.
Wer als Hartz-IV-Empfänger bereits in einer Wohnung wohnt, deren Miete oder Nebenkosten über dem ermittelten Satz liegen, wird aufgefordert, die Kosten zu senken, d.h. umzuziehen oder unterzuvermieten. Kann er dies nicht leisten, muss er die Betrag, den das JobCenter nicht übernimmt, aus seinem Regelsatz dazu bezahlen. Gerade für Einzelpersonen gibt es in Gießen in diesem Segment kaum verfügbaren Wohnraum. Durch die stetig geringer werdende Zahl an verfügbaren Sozialwohnungen verschärft sich die Situation immer mehr.
Ein Betroffener berichtet:
„Ich hatte ein Zimmer als Untermieter in einer größeren Wohnung. Die Unterkunft war günstig. Dann wurde der Hauptmieter in eine Klinik eingewiesen und zog danach aus. Der Vermieter hätte mir die Wohnung vermietet, aber sie war zu groß und zu teuer, als dass das JobCenter sie übernommen hätte.
Ich habe 2 Jahre lang gesucht, um eine Wohnung zu finden, die vom JobCenter übernommen wird. Ich habe mindestens 30 Wohnungen angeschaut und dann nicht bekommen, die meisten Wohnungen kosteten über 300 Euro. Einige sagten auch gleich am Telefon, dass sie nicht an Arbeitslose vermieten. Der Vermieter hat eine Zeitlang akzeptiert, dass ich nur meinen Anteil weiter bezahle, aber jeden Monat hat er gefragt, ob ich endlich etwas finde. Irgendwann hat er sich einen Anwalt geholt und die Kündigung geschrieben.
Kurz vor dem Kündigungstermin habe ich endlich eine Wohnung gefunden, aber sie war 50 Euro teurer, als die vom JobCenter akzeptierte Miete. Deshalb hat das JobCenter auch die Kaution und die Umzugskosten nicht übernommen. So habe ich zuerst die Kaution in 3 Raten bezahlt, dann konnte ich einziehen. Die letzte Monatsmiete der alten Wohnung habe ich danach erst abgestottert, als ich schon ausgezogen war.
Mit der Wohnung bin ich eigentlich zufrieden. Aber dass ich 50 Euro aus meinem Lebensunterhalt zuzahlen muss, ist auf die Dauer schon belastend. Deshalb bin ich wieder auf der Suche.“
Bauhilfsarbeiter und Staplerfahrer, 54 Jahre, zur Zeit arbeitslos
Wir von der Arbeitsloseninitiative Gießen e.V. können keine Wohnungen vermitteln, aber wir können Beratung anbieten. Wir helfen Erwerbslosen und Menschen mit wenig Geld bei der Wohnungssuche, beim Ausfüllen von Anträgen für das JobCenter, beim Formulieren von Briefen etc. Zur Zeit bieten wir freitags von 10 – 11:00 Uhr ein Wohnungssuch-Café an, bei dem Betroffene sich austauschen, gemeinsam suchen und Beratung bekommen können.
Für Beratung bitte einen Termin vereinbaren, Bürozeiten: Mo - Mi, Fr 10:00 - 14:00 Uhr, Do 12:00 - 14:00 Uhr,
Am Mittwoch, 1. Mai 2013 präsentieren Aktive aus der ALI am Kirchenplatz von 11:00 bis 15:00 Uhr im Rahmen des Maifestes der Gewerkschaften eine Installation zu diesem Thema. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, vorbeizuschauen.