In Deutschland verzichten zwischen 34 und 44 Prozent der Berechtigten auf staatliche Unterstützung, obwohl sie darauf Anspruch hätten. Das bedeutet: 3,1 bis 4,9 Millionen Menschen leben in verdeckter Armut. Sie kein Hartz IV beantragen, obwohl sie wegen geringen Einkommens oder Vermögens Anspruch darauf hätten. Zu diesem Ergebnis kommt das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in aktuellen Simulationsrechnungen für das Arbeitsministerium.
Als mögliche Gründe, warum kein Leistungsantrag gestellt wird, nennen die IAB-Forscher Unwissenheit, Scham oder eine nur sehr geringe zu erwartende Leistungshöhe oder –dauer. Aus Erfahrung wissen wir als Arbeitsloseninitiative, dass viele auch das aufwändige Antragsverfahren und die Angst vor umfassender Kontrolle viele Bedürftigen abschreckt.
Politisch bedeutsam sind diese Zahlen für die Höhe der Hartz-IV-Regelsätze, die sich nach den Konsumausgaben der unteren 20 Prozent der Einkommensbezieher richtet. Hartz-IV-Empfänger werden dabei ausgenommen, um keine Verarmungsspirale in Gang zu setzen. Auch die verdeckt Armen müssten demnach herausgenommen werden. Damit würden die Konsumausgaben bei Alleinstehenden laut IAB im Schnitt um bis zu 2,4 Prozent, bei Paaren mit einem Kind um bis zu 5,5 Prozent steigen - und müssten die Hartz IV Regelsätze entsprechend angepasst werden.
Artikel zum Thema beim Tagesspiegel: http://www.tagesspiegel.de/politik/verdeckte-armut-in-deutschland-mehr-a...
Zur Studie: http://doku.iab.de/forschungsbericht/2013/fb0513.pdf